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Impressionen aus Qatar 2008


Qatar mit seiner Haupstadt Doha ist etwa 3000 Meilen bzw. 6 Flugstunden von Deutschland entfernt. Es liegt auf einer Halbinsel am östlichen Rand von Saudi-Arabien im Persischen Golf, ca. 200 km entfernt von Dubai (Vereinigte Arabische Emirate). Es ist etwa halb so groß wie Hessen und hat 460 000 Einwohner, von denen allerdings 80 % landesfremd sind.
Qatar verfügt über ca. ein Drittel der auf der Erde vorkommenden Erdgasvorkommen. Die Einkünfte aus diesen Geschäften bescheren dem Land so hohe Einkünfte, dass sich der Staat zahlreiche Investitionsprojekte leisten kann. Viele der anfallenden Tätigkeiten werden von Landesfremden, vorwiegend aus Indien ausgeführt. Das auch für sie kostenlose qatarische Gesundheits- und Bildungswesen steht ihnen offen und bietet ihnen somit erheblich bessere Chancen als in ihrem eigenen Land.

Dieses Photo zeigt ein typisches Wohnquartier in der Stadt Doha, von denen es viele Tausende gibt. Da nur Qatari Grund und Boden besitzen und bebauen dürfen, wird es als Geldanlage gesehen, solche Quartiere auf der bis dahin nackten Wüste zu errichten. Dazu wird ein Areal von ca. 100 x 100 m mit einer Mauer umgeben und im Inneren 8 bis 12 Häuser gebaut, dazu in der Regel in der Mitte ein Gemeinschaftshaus mit Swimmingpool und gemeinsamen Versorgungsräumen. Es gehört zum Stil, das jedes solcher Compounds mit einem bewachten Eingangstor versehen ist. 

 

Doha liegt zwar direkt Persischen Golf, dennoch ist die Halbinsel eine weitgehend unfruchtbare Stein- und Sandwüste. Jegliche Bepflanzungen bedürfen deshalb einer intensiven Pflege und ständiger Bewässerung. Dafür leistet sich Qatar eine mit Meeresenergie betriebene Trinkwasseraufbereitungsanlage, die auch der Stromerzeugung dient. Dort werden auch die in der Stadt anfallenden Abwässer wieder aufbereitet. Das Stadtbild wird deshalb geprägt von dem Kontrast zwischen öden Steinflächen und Grünanlagen mit kurz gemähtem Rasen und Dattelpalmen.

Ein Jagdfalke kostet dabei bis zu 15 000 US-$, und um sich eine Falknerei wie in diesem Bild leisten zu können, in der etwa 8 Falken aus aller Welt untergebracht sind, muss man schon über ein wenig Kleingeld verfügen. Denn mit den Falken allein ist es nicht getan, denn deren Pflege ist sehr aufwändig - z.B. haben sie eigene voll-klimatisierte Rückzugsräume - und weitere luxuriös ausgestattete Räumlichkeiten dienen auch dem Empfang ehrenwerter Gäste.

Der damit verbundene Luxus zeigt sich auch in den Männern vorbehaltenen Salons, in denen bei einer Wasserpfeife der obligatorische Tee eingenommen wird. Trotz der hohen Temperaturen befindet sich in dem Salon ein Kamin, der allerdings nicht zum Heizen, sondern zum Kochen des Teewassers in einem eigenen Kessel dient. Der Boden ist mit edlen Teppichen bedeckt - um diese zu schonen (und auch aus Respekt vor den Gastgebern) zieht man sich vor dem Eintritt die Schuhe aus.

Ein wichtiger Sport sind Kamelrennen. Ein gutes Rennkamel kostet bis zu einer Million US-$! Etwa 60 km von Doha entfernt befindet sich eine Kamelfarm, auf der ca. 1000 Rennkamele untergebracht sind, die von etwa 8000 Menschen betreut und trainiert werden. Täglich drehen sie ihre Runden auf einem Rennparcour, begleitet von Jungkamelen, die dabei ausgebildet werden. Das besondere daran ist, dass die durch die Wüste führende Sandbahn beidseitig von einer asphaltierten Straße begleitet wird, auf der die Zuschauer neben den Kamelen herfahren und ihre Favoriten dabei anfeuern. Eine Tribüne, wie wir sie kennen, gibt es dabei nur für die erlesenen Gäste und Besitzer der Rennkamele.

Doha ist eine moderne Stadt, trotzdem finden sich viele Anklänge an die Traditionen.
Die den alten Dauhs nachempfundenen Schiffe - heute mit Motorantrieb statt mit Gaffelsegel - befahren als Ausflugsschiffe die große Bucht, die von der Stadt eingerahmt wird. An beiden Seiten der Bucht findet man aufstrebende Hochhäuser, die wie so Vieles in Doha noch im Bau befindlich sind. Nachdem vor etwa 30 Jahren die erste Ausbaustufe stattgefunden hat, werden heute Straßen und Gebäude bereits wieder abgerissen und moderner wieder aufgebaut. Doha ist somit eine ständige Riesenbaustelle.
Die architektonischen Meisterwerke des Banken- und Geschäftsviertels reihen sich in die entsprechenden Stadtteile anderer Großstädte wie Frankfurt oder Toronto ein. Dennoch findet man an vielen Stellen die typische arabische Symbolik wieder, sei es an Hochhausfassaden, Skulpturen und Parkanlagen. 

Das College of the North-Atlantic - Qatar (CNA-Q) ist eine der modernsten Bildungseinrichtungen im mittleren Osten. Da absehbar ist, dass die immens hohen Einnahmen aus den Gasverkäufen zeitlich limitiert sind, investiert der Staat große Summen in die technisch-wissenschaftliche Ausbildung seiner Bürgerinnen und Bürger. Einen Eindruck davon vermittelt das College mit seinem umgebenden Gelände. Nicht nur die Unterrichtsräume und die Labors sind hochmodern ausgestattet, sondern auch die Freiflächen zwischen den Gebäuden sind sehr schön gestaltet. Selbstverständlich sind alle Räumlichkeiten voll klimatisiert, denn im Sommer erreichen die Lufttemperaturen leicht 45°C und mehr, während es Nachts immer noch über 30° warm sein kann.

Verkehrstechnisch interessant ist, dass man in Doha mit dem Auto nicht links abbiegen kann, da jede noch so kleine Kreuzung mit einem Kreisel versehen ist, in den man rechts abbiegend hinein- und auch wieder herausfährt. Drastische Strafen, z.B. umgerechnet 15 000 US-$ für das Überfahren einer roten Ampel oder 5 000 $ für eine bereits geringfügige Geschwindigkeitsüberschreitung sorgen seit einem Jahr für einen erheblichen Rückgang der Unfallzahlen, überwacht durch Blitzanlagen an nahezu jeder Straßenecke.

So wie es in Dubai die “Palme” gibt - eine künstlich aufgeschüttete Insel - so gibt es auch in Doha ein gewaltiges Bauprojekt: “The Pearl”. Endlose Züge von Lastwagen transportieren seit mehreren Jahren aus dem Inneren der Halbinsel ungeheure Massen von Steinen und Sand, um im flachen Meer eine künstliche Inselgruppe aufzuschütten, auf der ein ganzer Stadtteil entsteht. Das Photo zeigt einen kleinen Teil dieses Bauprojektes, im Vordergrund befinden sich die gesamten Anlagen zur Aufbereitung der Baumaterialien, im Hintergrund sieht man bereits die ersten Hochhäuser in den Himmel wachsen.
Im Zentrum von Doha gibt es die sogenannten “Suhks”, das sind zweistöckige Gebäudekomplexe in traditioneller Bauweise, wobei im Erdgeschoss viele kleine Läden untergebracht sind, in denen man alle Dinge des täglichen Bedarfs kaufen kann, sei es Reis, Gewürze, Gemüse, Mehl, Tee, Kaffee, aber auch Stoffe, Eisenwaren oder ganze Boote. Das Obergeschoss ist so angelegt, dass eine natürliche Luftzirkulation entsteht, die das Gebäude kühlt und mit Frischluft versorgt. Je tiefer man in das Innere eines solchen Suhks eindringt, desto kühler wird es - angesichts der Tagestemperaturen von über 45°C eine sehr angenehme Maßnahme!

Einkaufen in diesen Suhks ist eine Angelegenheit, für die man sich viel Zeit nehmen sollte. Das Angebot ist sehr vielfältig, und es wird erwartet, dass man über den Preis der Ware verhandelt. Hat man einmal Interesse - z.B. an einem besonders schönen Tuch - gezeigt, wird der Ladenbesitzer nicht müde, immer noch weitere besonders schöne Exemplare herauszusuchen und vor dem potenziellen Kunden auszubreiten. Je länger man sich darauf einlässt und je lebendiger das Gespräch wird, desto weiter fällt der Preis. Bemerkenswert sind dabei auch die Mengen, die die qatarischen Hausfrauen einkaufen: der Reis wird säckeweise (25 oder 50 kg), Gewürze wie verschiedenste Currysorten, Kardamom, Koriander usw., werden Kiloweise geordert. Zum Transport mietet man sich eine Schubkarre mit Träger, der den Einkauf geduldig begleitet und die eingekauften Waren bis zum eigenen Wagen transportiert.
Wie in Kanada oder den USA gibt es in allen Stadtgebieten von Doha auch zum Teil sehr große “Malls”, überdachte und voll klimatisierte moderne Einkaufszentren, die im Inneren häufig eigenständige Gebäude, aber auch eine große Eisbahn oder einen Kinderspielplatz enthalten. Auffällig sind dabei die teilweise mit Zeltdächern abgedeckten Parkplätze - besonders beliebt, weil in der prallen Sonne das Innere eines abgestellten Autos Backofentemperaturen erreichen kann.
Was wäre Arabien ohne Kamele! Stellten sie in früherer Zeit das nahezu einzige Transportmittel durch die Wüste dar, sind sie mittlerweile aber durch moderne Technik abgelöst worden. Lediglich für Rundritte der Touristen werden an einigen markanten touristischen Sammelpunkten noch Kamele gehalten. Bemerkenswert ist dabei der Gestank, den diese Tiere verbreiten und der auch noch lange in der Kleidung haften bleibt, wenn man sich einmal auf einen solchen Ritt eingelassen hat.
Anders ist es allerdings m die Rennkamele bestellt - diese sind ein Sport für die Reichen und werden mit viel Aufwand gezüchtet.

Mittlerweile wird Qatar von einer Reihe guter Straßen durchzogen. Es beginnt damit, dass zur Erschließung eines Gebietes mit einem Kettenfahrzeug eine Piste eingeebnet wird. Ergibt sich, dass diese Piste länger oder regelmäßiger befahren wird, versieht man diese Piste mit einem Asphaltbelag, und so findet man häufig Straßen, die Kilometer weit durch die Steinwüste verlaufen - nicht zu vergessen die obligatorischen Kreisel, wenn es denn mal eine Abzweigung gibt.

So wie in den europäischen Alpen das Skilaufen, ist in Qatar das Sand-Duning ein beliebter Volkssport. Ohne KFZ-Steuer und bei einem Benzinpreis von umgerechnet 20 Cent pro Liter ist Autofahren sehr billig, und jeder, der etwas auf sich hält, fährt einen PS-starken Geländewagen. Der Sport besteht nun darin, mit diesen Fahrzeugen die Straßen zu verlassen und in die Dünen zu fahren. Der eigentliche Nervenkitzel aber ist es, dabei mit möglichst hoher Geschwindigkeit (über 120 km/h) eine Düne hinauf- und an geeigneter Stelle - je steiler desto besser - wieder heil herunter zu kommen. 

Hat man sich bei der Anfahrt verschätzt, kann man sich nur rückwärts die Düne herunter rollen lasen und muss hoffen, dass die Räder nicht durch die hartgebackene Sanddecke durchbrechen. Geschieht das einmal, kann man nur noch versuchen, den Wagen aus dem glühend heißen Sand wieder auszugraben oder man muss jemanden finden, der das Fahrzeug herauszieht. Damit die Reifen auf dem Sand einen guten Halt haben, wird nach dem Verlassen der Straße die Luft aus den Reifen so weit abgelassen, dass er gerade noch nicht platt ist. Nach der Dünenralley muss natürlich dann wieder der Reifen wieder aufgepumpt werden - bemerkenswert ist es, dass sich dafür an den beliebtesten Stellen entsprechende Tankstellen etabliert haben, die auf den Ansturm der lufthungrigen Autos eingestellt sind.

Wasser und Wüste liegen in Qatar direkt nebeneinander. An einigen Stellen findet man deshalb Ansammlungen traditioneller Nomadenzelte, die mit Teppichen ausgelegt sind, also ohne Schuhe betreten werden, was eines gewissen Geschicks bedarf, da der Sand vor den Zelten glühend heiß ist. In diesen - zum Teil sogar mit Klimaanlagen ausgerüsteten Zelten - kann man auch einen Lunch serviert bekommen, eisgekühlte Getränke inklusive.
Trotz der hohen Temperaturen - über dem Sand kann es bis in Hüfthöhe leicht fast 60° heiß werden - gibt es einige wenige Pflanzen, die dieser Hitze widerstehen können. Da gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig ist, verliert der Mensch große Mengen an Wasser durch Schwitzen, obwohl die Haut dabei völlig trocken bleibt. Es ist daher extrem wichtig, nahezu permanent zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Bei einer Fahrt durch die qatarische Wüste wird das Vorurteil, dass Wasser in einer Wüste gleichbedeutend mit einer Oase sein muss, schnell widerlegt. In Qatar findet man Wasser und Wüste unmittelbar nebeneinander, und an einigen niedrig gelegenen Stellen ist der Wüstenboden sogar feucht, dennoch findet man dort nur geringfügig mehr Pflanzen als an anderen, viel trockeneren Stellen. Wer es beim Baden gerne warm hat, ist hier richtig: in den flacheren Uferbereichen hat das Wasser die Temperatur einer wramen Badewanne, und erst weiter draußen im tieferen Wasser findet man Temperaturen von “nur noch” 30°.